Aus der Geschichte des Klubs
Professor Richard Weiss setzt sich in seinem 1946 erschienen Standardwerk «Volkskunde der Schweiz» eingehend mit dem Jauchzen und Jodeln als einer uralten Gemütsäusserung auseinander und meint, dass die Bewohner der Voralpenkantone auf diesem Gebiet der gesamtschweizerischen Volkskultur ihr Gepräge verliehen hätten.
Weiss zitiert den Berner Otto von Greyerz, nach dem «jeder Schweizer einen Jodel in seinem Herzen» habe. Noch treffender sprechen das die Welschschweizer aus: «Jeder wahre Schweizer hat einen Jodelgesang im tiefsten Grunde seines Herzens» – So mag es denn auch verständlich sein, dass die Einsiedler 1926 in der Gründung des Jodlerklubs «Alpenrösli» die beste Förderung des Jodelliedes sahen.
Vom «Juz» zum Jodellied
Der Naturjuz ist in Einsiedeln seit alter Zeit heimisch. Er ist der spontane Ausdruck der Freude, vielleicht sogar des gesunden Übermuts. Beim Tanzen oder bei fröhlicher Arbeit klingt er auf. Oft weitet sich der Naturjuz zum kurzen Lied mit einfachen Worten aus. In unserm Hochtal jauchzen die Mäher in aller Herrgottsfrühe; es jauchzen die Bauern beim Einbringen des Viehs von der Weide; sie jauchzen in einsamen, stillen Stunden und drücken in der einfachen Melodienfolge aus, was sie bewegt: Freude, Leid, Ausgelassenheit und Übermut. So erwuchs aus dem «Juz» das Jodellied.
Die Jodler pflegen neben dem Lied auch andere kulturelle Werte: Fahnenschwingen, Alphornblasen, Büchelblasen. Die Pflege dieser Kulturwerte ist uralt. Eben, weil es sich um ganz persönliche Gemütsäusserungen handelt, finden sich in der Literatur über den «Juz» und den Jodel wenige Hinweise. Als Rarität muss deshalb die Aufnahme eines Appenzeller Kühreihens in Rhaws «Bicinia gallica, latina, germanica» angesehen werden, ein Werk das 1945 in Wittenberg erschienen ist. Die Melodien des Juz und des Jodels sind von Mund zu Mund überliefert worden und unterstanden deshalb vielen Änderungen, Ausweitungen und Verflachungen.
Im Laufe des letzten Jahrhunderts sind mundartliche Texte mit einer Melodie versehen worden, die vielfach mit einem Jodel endeten. Aber nur Verse, die aus der Volksseele erwachsen sind, konnten zum Jodellied werden. Uns Einsiedler freut es insbesonders, dass zahlreiche Gedichte des Mundartlyrikers Meinrad Lienert als Vorwurf zu Jodelliedern genommen wurden.
Es fehlen viele protokollarische Aufzeichnungen
Die Jodler des Jodlerklubs «Alpenrösli» haben seit der Gründung des Klubs (1926) nicht viel auf protokollarische Aufzeichnungen der Klubverhandlungen gegeben. Die Gründer des Klubs müssen hochkarätige Individualisten gewesen sein, die der Meinung waren, dass es nicht so sehr auf das geschriebene Wort ankommt, als auf die mündliche Überlieferung einmal festgelegter Normen und Formen.
Heute fehlt der erste Protokollband, der die Klubereignisse von 1926 bis zum 13. Februar 1932 enthalten sollte. 1936 soll er zwar noch vorhanden gewesen sein, denn er bildete die Grundlage zum Rückblick, den Ehrenpräsident Hugo Kürzi-Knobel gehalten hatte. Die späteren Protokolle weisen manchmal Lücken auf, die sich über mehrere Jahre erstrecken. So fehlen Aufzeichnungen vom Dezember 1937 bis zum Horner 1939, jene über 1957 und 1958 sowie 1960.